Bezold-Effekt

Bezold-Effekt oder umgangssprachlich Flimmerkontrast ist ein physiologisches Phänomen des Sehens, das immer dann auftritt, wenn zwei extrem kontrastreiche visuelle Reize aufeinander treffen. Das überfordert die Fotorezeptoren im menschlichen Sehsystem und stört die Reizverarbeitung im Gehirn. Bei Lichtfarben wie sie uns beim Betrachten von Monitoren oder Projektionen im Kino begegnen, ist dieses Phänomen besonders auffällig.
Hintergrund ist eine elementares Prinzip unseres Wahrnehmung, die Kontrastverstärkung.
Unseres Sehsystem kann bereits kleinste Unterschiede zwischen sich berührenden Farbflächen erkennen. Was eigentlich das Sehen und Verarbeiten von Sinnesreizen effizienter macht und das Erkennen erleichtert, führt mitunter aber zur Reizüberflutung.

Bezold-Effekt

An den Grenzen, dort wo die beiden komplementären Farben aufeinander treffen, vibrieren und zittern die Konturen der senkrechten Farblinien, unser Auge springt hin und her. Kneift man die Augen etwas zu, ist die Irritation geringer, den der nach seinem Entdecker benannte Bezold-Effekt, das Flimmern, hängt mit von der Stärke des Reizes ab.
Derartige Störungen in der Wahrnehmung verunsichern uns, und erzeugen ein Gefühl von Unruhe. Das kann im Extrem bei vorbelasteten Zuschauern im Kino zu psychischer Beeinträchtigung führen. Flimmerkontrast kann aber auch ein brauchbares Instrument in der Dramaturgie sein. Im Film Atomic Blond setzt Kameramann Kurt Johanstad in einer Barszene extreme Farbkontraste ein, um den psychischen Ausnahmezustand der beiden Protagonistinnen auszudrücken. Hier treffen leuchtendes Cyanblau als Schattenfarbe und gesättigtes Rotorange als Lichtfarbe direkt aufeinander.

Kontrastverstärkung bei Kompelmentärfarben reduziert die Lesbarkeit

Das Phänomen tritt mitunter auch bei der Schriftgestaltung auf. Einerseits erleichtern Helligkeitskontraste zwischen Typo und Grund das schnelle Lesen. Was wohl mit ein Grund ist, warum im traditionellen Buchdruck die Lettern schwarz auf weiß stehen. Anderseits reduzieren zu starke Buntkontraste zwischen Typografie und Hintergrund aber die Lesbarkeit. In der Werbegrafik ein Dilemma. Schließlich soll hier ja Aufmerksamkeit geschaffen werden, was starke Farbkontraste effektiv tun. Doch es genügt eben nicht nur den Blick auf sich ziehen. Die schriftliche Inhalt einer Werbebotschaft muss verständlich bleiben.

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