Metamerie

Peter hat sich seinen Traum erfüllt – einen dunkelgrauen Sportwagen. Leider hatte er mit seinem neuen Wagen einen Unfall, ein Kotflügel wurde nachlackiert. Als er gegen Abend seinen Wagen aus der Garage fährt, stellt Peter fest, die nachlackierte Stelle sieht plötzlich ganz anders aus. Dabei war die Ausbesserung tags zuvor als er den Wagen abholte, zur Mittagszeit noch ganz perfekt. Doch nun erscheint die Ausbesserung rötlich und hat einen Farbstich ins grauviolett.
Seiner Freundin Isabell ergeht es nicht besser. Der Sommer naht und sie hatte sich im Winter eine orangefarbene Bluse gekauft, denn Isabell liebt Farben. Jetzt stellt sie enttäuscht fest: Das Orange ist eher ein Braun und ganz und gar nicht leuchtend. Was war geschehen?

Die beiden sind mit einem Farb-Phänomen konfrontiert.
Als Isabell ihre Bluse im Geschäft kaufte, war es Winter. In Modegeschäft wird die Ware oft mit Tageslicht-simulierendem Kunstlicht erhellt. Doch die verbauten Leuchtmittel haben ein anderes Lichtspektrum als natürliches Tageslicht. Ihr Linienverlauf weist deutliche Peaks bei bestimmten Wellenlängen auf oder ist gänzlich ins warmfarbene Rot oder kühlfarbene Blau verschoben. Wenn also Isabells Bluse im Modeladen leuchtend orange und bei Tageslicht bräunlich erscheint, so hat das Modegeschäft wohl seine Ware mit warmfarbigem Halogenlicht erhellt oder die Bluse wurde mit zwei unterschiedlichen Farbstoffen als Mischfarbe gefärbt. Letzteres ist wohl auch bei Peters Nachlackierung passiert. Der Autolack wurde wohl anders pigmentiert als der Originallack. Das führt bei wechselnden Lichtquellen zu erkennbaren Farbunterschieden.
Isabell und Peter haben es mit dem Phänomen der Metamerie zu tun. Ein Effekt, der sich vor allem bei Mischfarben und künstlicher Beleuchtung zeigt. Auch bei Filmaufnahmen, speziell im Szenenbild ein nicht zu unterschätzendes Phänomen.

Metamerie wird duch unterschiedliche Beleuchtung sichtbar

Der physikalische Hintergrund dieses Farbphänomens lässt sich am besten anhand des Wellenverlaufes im Spektrum erklären. Das obere Diagramm zeigt die Lichtremission einer mit Tageslicht (Normlicht D65) beleuchteten orangefarbenen Probe. Das Orange der Probe wurde durch eine Mischung mit gelbem und magentafarbenem Pigment getönt. Diese Tönung ergibt im Normlicht einen orangen Summenfarbton (gestrichelte Linie). Das untere Diagramm zeigt das Lichtspektrum von Tageslicht (graue Fläche) und einer typischen LED Filmleuchte (schwarze Linie). Bei Tageslicht erscheint die Probe korrekt in Orange. Bei Filmlicht jedoch verschiebt sie sich ins Curryfarbene. Das Licht der LED-Filmleuchte hat einen relativ hohen Blauanteil und einen geringeren Rotanteil.
Übrigens: Bei einem Close-up würden Hauttöne mit dieser Ausleuchtung unnatürlich erscheinen und sollten in der Postproduktion gezielt korrigiert werden.

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