Narratives Colour Grading

Farben beeinflussen die Dramaturgie und Handlung im Film. Das haben bereits die Urväter des Films, allen voran Friedrich Wilhelm Murnau und Serge Eisenstein erkannt. Farbe in den Schwarz-Weiß Film zu bringen, war damals noch äußerst aufwändig. Entweder indem Bild für Bild von Hand koloriert wurde oder durch Viragierung, ein chemischer Prozess der es ermöglichte ganze Szenen monochrom einzufärben. So auch bei Murnaus berühmten Stummfilm Nosferatu aus dem Jahr 1921/22. Er setzt die Farben symbolisch und dramaturgisch ein: Blau für Nachtszenen, Rot für Liebesszenen oder Grün für Szenen in der Natur. Heute hat der Filmschaffende ungleich mehr, fast unbegrenzte Möglichkeiten. Selbst preiswerte Schnittprogramme wie z.B. Final Cut Pro erlauben es einzelne Bereiche gezielt farblich zu verändern und mittels LTU lassen sich wiederkehrende Bildänderungen wie das Anheben von Helligkeiten oder das Verschieben eines Bunttonbereiches teils gar automatisieren. Das sind handwerkliche bzw. technische Aspekte. Viel entscheidender ist das dahinter stehende Farbkonzept. Es kann die Geschichte erklären. Ein Beispiel hierzu finden sie im Beitrag „Wie Farben die Story ändern“. Es kann wie in unteren gezeigten Beispiel der Narration folgen und die Spannung steigern. Das Farbkonzept kann aber auch bewusst gegensteuern oder gar invertieren, um beim Betrachter ein ungutes Gefühl zu erzeugen oder ihn in die Irre zu leiten. Letzteres ist freilich ungleich schwieriger in der Konzeption. Sehr gute Fallbeispiele finden sich in Alfred Hitchcock „Marnie“ oder Luc Besson SiFi „Das fünfte Element“. Ein Farb-Meilenstein der Filmgeschichte. Über die Mengenverhältnisse der Farben lässt sich die visuelle Dramaturgie im Sinne des Skripts betonen.

Die Farbdramaturgie folgt der Handlung
In diesem Beispiel sind die Farben zu Beginn der Szene (links) bewusst unklar gehalten. Das heißt, der Spannungsbogen der Farben ist gegenüber der Handlung verzögert. Gelb und Rot, die beiden die Botschaft tragenden Farbelemente, tauchen nur kleinflächig, wie beiläufig auf, obwohl sich narrativ bereits eine mögliche Bedrohung abzeichnet. Das Licht am Ende der Unterführung weist den Weg aus der Dunkelheit, doch eine schwarze Silhouette versperrt den ihn. In der Nahen (rechts) zeigt sich das ganze Ausmaß der Bedrohung: Rot und Schwarz dominieren und stehen zusammen mit Gelb für Aggression, Brutalität und Gefahr. Diese kontrastreiche Farbkombination macht die Situation eindeutig und steigert die Spannung.

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